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von Heike Katthagen 20. Januar 2021
“Stell dir vor, du erfährst, dass du heiraten wirst. Stell dir vor, dass du es in Myanmar tun wirst. In einem burmesischen Dorf, Ohne Strom und fließend Wasser. Das ganze Dorf wird zugegen sein und mitfeiern. Heute!” Respekt an die, die sich in die Gefühlswelt von Caro und Steffen hereindenken können. Ich habs versucht, es war zu groß für mich. Aber der Reihe nach. Steffen hatte seinen Heiratsantrag liebevoll geplant. Die Frau, die das Universum nach langem Hin und Her doch mit ihm zusammengeführt hatte, sollte an einem magischen Ort gefragt werden - am Goldenen Felsen in Myanmar. Wir hätten dort, hoch oben auf dem Berg, ein tolles Hotel gehabt. Die Sonne hätte früh am Morgen ein atemberaubendes Licht über den Berg gesandt, kein Tourist hätte die Szenerie gestört, nur ein paar Mönche wären zugegen gewesen. Was für eine schöne Vorstellung. Doch es kam alles anders. Verdi hatte das Sicherheitspersonal zum Streik aufgerufen, am 15.1.2019 wurden alle Flüge in Frankfurt gestrichen und die ganze Reise wurde um einen Tag kürzer. Ausgerechnet das Hotel am Goldenen Felsen blieb nur eine schöne Vorstellung. Steffen lief innerlich Amok, konnte aber dennoch nichts ändern und auch mit niemandem sprechen, es war ja noch ein Geheimnis. Somit musste er wieder einmal improvisieren. Er stellte Caro die Frage aller Fragen an einem anderen Platz. Es wurde ein Aussichtspunkt über Hpa An, zum Sonnenuntergang, neben einem Crosstrainer. Rückblickend entbehrt diese Location nicht einer gewissen Komik. Für die beiden war es aber der perfekte Moment. Steffen verkündete kurze Zeit später freudestrahlend im Bus, dass er der Liebe seines Lebens einen Antrag gemacht hatte und wir heulten erst einmal im Kollektiv. Ab da wurde es richtig abgefahren. Die beiden waren jetzt also verlobt, die beste Freundin der Frischverlobten war Teil unserer wunderbaren Reisegruppe und auf einmal war die Idee geboren, dass, wenn die zwei doch schon mal hier in Myanmar wären, doch auch gleich hier heiraten könnten. Sie sollten aber überrascht werden, also durften sie von diesen Plänen nichts wissen. Von nun an wurde geplant, gebastelt, heimlich eingekauft, organisiert und viel gelacht. Es sollte eine traditionell burmesische Hochzeit werden und unser Tourguide Maung Maung hat sich selbst übertroffen und alles perfekt eingefädelt. Die beiden sollten aber dennoch die Wahl haben, hätten sie diese Idee zu abgefahren gefunden, hätten wir eine Verlobungsfeier in dem Dorf begangen. Der Ausflug zu diesem Dorf war auf jeden Fall fest organisiert, egal wie sie sich entscheiden würden. Wie konnten wir nur zweifeln, natürlich wollten die beiden eine Hochzeit in diesem magischen Land. Die Hochzeit fand in einem sehr einfachen Dorf, ca. 100 km von Mandalay entfernt statt. Das gesamte Dorf half mit bei den Vorbereitungen, es wurde geschmückt, ein Festmahl gekocht und alles präpariert und selbstverständlich war das gesamte Dorf auch eingeladen, immerhin ca. 300 Menschen, die allesamt ganz aus dem Häuschen waren, hatten sie doch sonst so gut wie nie Kontakt zu Menschen von einem anderen Kontinent. Der Tag, wo die zwei mit ihrem “Hochzeitstag” überrascht werden sollten brach an und wir trafen uns alle beim Frühstück. Jörg, ihr Trauzeuge in spee, überreichte die Überraschung und nach anfänglichem Unglauben brachen sich die Emotionen Bahn. Wow, was für ein Tag, und was für wunderbare Emotionen. Was für eine wunderbare Erfahrung von der Dorfältesten begrüßt und willkommen geheißen zu werden und in so viele glückliche Gesichter zu blicken. Ich kann mir kaum eine emotionalere Hochzeit als diese vorstellen. Wir lachten, wir weinten und wir hielten all diese Momente fest - mit den Kameras und ganz besonders mit dem Herzen.
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